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Lektion 49: Die Klage des Friedens

Zuerst betrachte, was für ein Zustand der Frieden sein mag, wie beschaffen der Krieg, was jener an Gutem, was dieser an Schlechtem mit sich bringen mag; und so könntest du auch in die Erwägung hineingehen („in Betracht ziehen“), es möge etwa nützlich sein, Frieden in Krieg einzutauschen/ Frieden gegen Krieg zu tauschen! Wenn nämlich ein Königreich, das in jeder Hinsicht mit sehr be-trächtlichen Dingen glänzend ausgestattet ist, mit trefflich gegründeten Städte, geschickt bestellten Feldern, sehr guten Gesetzen, sittlich sehr ehrenhaften Grundsätzen und sehr tugendhaften Sitten eine geradezu bewundernswerte Sache ist, denke bei dir: Diese Glückseligkeit muss ich stören, wenn ich einen Krieg in Bewegung setze/ beginne. Auf der anderen Seite, wenn du irgendwann die Ruinen der Städte, die zerstörten Dörfer, die niedergebrannten Tempel, die verwüsteten Felder betrachtet hast, bedenke, dass dies die Frucht des Krieges ist! Wenn du Raub, Vergewaltigung, Mord an nahen Verwandten für schändlich hälst: Der Lehrmeister von all(en) diesen (Dingen) ist der Krieg. Wenn es aber dein Glück ist, Oberfehl über glückliche (Menschen) zu haben, musst du hauptsächlich Frieden pflegen. Denke dir den gerechtesten Grund für einen Krieg aus, denke dir den glücklichsten Ausgang aus, auch solltest du eine Berechnung anstellen über alle Nachteile, mit/ unter denen Krieg geführt wurde; und die Vorteile, welche ein Sieg bereitet, und überlege, ob es sich etwa gelohnt hat, zu siegen! Kaum jemals gelingt ein Sieg ohne Blutvergießen/ Verluste. Dazu addiere den Verlust von Moral/ Sitten und öffentlicher Ordnung! Du erschöpfst die Staatskasse, plünderst das Volk aus, belastetest die Guten, treibst die Nichtsnutze/ Schlechten zu einer Schandtat an. Nachdem der Krieg geschlagen worden ist, sind die Überbleibsel des Krieges aber nicht auch unverzüglich zur Ruhe gekommen. Die Künste verlieren an Ansehen, Handelsgeschäfte werden eingeschränkt. Schau, wie groß du die Sache betrieben haben wirst! Aber vielleicht scheint es dir weniger ein Zeichen von Großmut zu sein, wenn du irgendetwas an Ungerechtigkeiten vergelten würdest; nein, im Gegenteil, es gibt keinen sichereren Beweis für eine feige und sehr wenig königliche Gesinnung als sich zu rächen. Du solltest nicht glauben/ glaube nicht, dass deinem Ansehen etwas abgeht, wenn du mit dem angrenzenden/ benachbarten Führer verhandelst und von deinem Recht ein klein wenig abweichst.

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