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Lektion 43: Mach des Schicksals

Seneca grüßt seinen Freund Lucilius

Mit Freude habe ich von denen die von dir kommen erfahren, dass du vertraut mit deinen Sklaven zusammen lebst. Dies passt zu deiner Bildung und zu deiner Klugheit, allerdings unterscheidest du dich dadurch von den meisten, denn sie sind äußerst hochmütig grausam und unmenschlich ihren Sklaven gegenüber, und sie gebrauchen sie nicht wie Menschen sondern missbrauchen sie sogar als Lasttiere. Irgendeiner wird sagen: Sie sind Sklaven, weise diese Meinung so zurück: Im Gegenteil, es sind Menschen und Mitglieder der Hausgemeinschaft und Freunde niederen Standes. Warum suchst du das Forum und die Kurie auf um irgendwelche Freundschaften zu schließen Du hast aber die Möglichkeit zu Hause Freunde zu finden. Versuche es und du wirst die Erfahrung machen. Wenn irgendeiner weiter sagen sollte: Sie sind Sklaven, dann antworte ihnen mit beinah denselben Worten. Es sind Mit-Sklaven. Denn wer weiß nicht, dass dem Schicksal dasselbe gegenüber beiden möglich ist. Erinnere dich an jene Niederlage des Varus.Damals überraschte das Schicksal viele junge Männer aus den bedeutendsten Familien die durch ihren Militärdienst große Hoffnung hatten den Rang eines Senatoren zu erreichen. Den einen machte sie zum Hirten den anderem zum Sklaven. Es gibt also keinen vernünftigen Grund irgendeinen Menschen wegen seines Schicksals zu verachten. Denn während du sie verachtest kannst du genau dasselbe Schicksal erleiden. Weißt du etwa nicht in welchen Alter Hecuba angefangen hat zu dienen, in welchen Croesus, in welchem Platon? Nichts soll dich davon abhalten mild und vertraut mit deinen Sklaven zusammen zu leben indem du sie zum Gespräch hinzuziehst, mit ihnen isst und mit ihnen teilst. Denke daran, dass die, die du deine Sklaven nennst aus derselben Wurzel entstanden sind, unter demselben Himmel genießen, genauso atmen, genauso leben und genauso sterben. Ich will dich nicht länger aufhalten bei der Betrachtung dieser Angelegenheit. Ich werde dir nur diesen einen Hinweis geben um dich in deiner inneren Haltung zu bestärken: Mögest du doch mit einem niedrig gestellten so leben, wie du willst, dass ein höher gestellter mit dir lebt. Lebe wohl.

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