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Lektion 34: Rückkehr eines Stars

Alcibiades übertraf die anderen sowohl an schlechten als auch an guten Eigenschaften. Auch wenn er allzu zügellos lebte und sich manchmal hochmütig benahm, war er ein glänzender und auch ausgezeichneter Mann mit Begabung und Kriegserfahrung. Nachdem lange Zeit Krieg geführt worden war, ist jener von den Athenern zum Anführer gemacht worden. Aber während er die Truppen gegen die Spartaner führte, ist er in Athen von Feinden des Verbrechens gegen die Religion angeklagt worden und zum Tode verurteilt worden. Nach Kenntnis dieser Sache flüchtete er sich zu den Feinden und bot ihnen seine Dienste an. Diese nahmen ihn gerne in der Stadt auf. Nach vielen Erfolgen sind ihm so viele Ehren gezollt worden, dass nicht wenige missgünstig waren und er gehasst wurde. Aus Furcht vor Hinterhalten verließ er deshalb die Spartaner und begab sich zur Flotte der Athener. Dort wurde er mit großer Freude aufgenommen und zum Anführer gemacht. Sofort kam er den Athenern zu Hilfe und besiegte die Spartaner in einer Seeschlacht. Durch diesen errungenen Sieg war es ihm erlaubt, nach Athen zurückzukehren. Nachdem seine Ankunft verkündet worden war, stieg die gesamte Bürgerschaft zum Hafen von Piräus herab und strömte - obwohl viele Schiffe angelegt worden waren - zum einsamen Schiff von Alcibiades zusammen, um ihn aufzusuchen und mit Lobsprüchen zu preisen. Dieser stand am Bug und hörte die Menge, die immer wieder rief: „Bravo, Alcibiades!“ Sehr bewegt stieg er aus dem Schiff herab und tauchte in die Menge ein. Als ihm sogar wie einem Sieger von Olymp Ölzweige geschenkt wurde, konnte er die Tränen nicht halten. Alle führten ihn mit höchster Fröhlichkeit in die Stadt, alle hatten Bewunderung. Obwohl er mit so großen Ehren empfangen worden war, dachte er bei sich: „Mit wie viel Wut haben mich die Bürger neulich verurteilt, mit wie viel Leidenschaft haben sie mich nun empfangen! Wie launenhaft das einfache Volk ist, wie wankelmütig!“

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