Die Legamus-Hilfe
Hilfe für Schüler
Die Rede des Critognatus
Ich will mich nicht zu der Meinung derjenigen äußern, die die schimpflichste Sklaverei mit dem Wort Übergabe bezeichnen; denn ich halte sie nicht für Bürger und für unwürdig, dieser Versammlung beizuwohnen. Mit denen setze ich mich auseinander, die für einen Durchbruch stimmen. Denn - und dem werdet ihr alle zustimmen - dieser Rat beruht auf dem Andenken an unseren früheren Ruhm. Unmännlicher Sinn ist es, keine Tapferkeit, den Mangel auch nicht eine Weile ertragen zu können. Leichter wird man jemanden finden können, der freiwillig in den Tod geht als solche, die den Schmerz mit Ausdauer ertragen. Ich würde jedoch dieser Meinung beitreten, da bei mir Würde der Person viel gilt, wenn es sich jetzt bloß um unser Leben handelte. Aber wir müssen bei unserer Beratung ganz Gallien berücksichtigen, das wir zu unserer Unterstützung in Bewegung gesetzt haben.
Wozu rate ich also? Zu tun, was unsere Väter in dem doch unbedeutenderen Krieg mit den Kimbern und Teutonen taten: In ihre Festungen eingeschlossen und von ähnlichem Mangel bedrängt fristeten sie ihr Leben mit den Körpern derer, die die ihres Alters wegen zum Krieg untauglich schienen; nie dachten sie an Unterwerfung. Hätten wir jedoch dieses Muster nicht vor uns, so müsste es dennoch nach meiner Meinung unser ruhmvollstes Bestreben sein, der Freiheit zu Liebe als Spiegel für die Nachwelt zuerst solch ein Beispiel zu geben. Denn was hatte jener Krieg Ähnliches mit unserer Lage? Die Kimbern verheerten zwar Gallien und verursachten großes Elend, aber sie verließen es doch wenigstens wieder einmal und zogen in andere Länder. Unsere Gesetze, Verfassungen, Ländereien samt all unserer Freiheit blieben uns. Die Römer hingegen - was wollen sie denn anderes, als von Neid getrieben in den Ländereien und Staaten desjenigen Volkes festen Fuß fassen und dem Volk für immer das Joch ihrer Sklaverei auferlegen, das sie durch Ruhm und seine Waffen mächtig gefunden haben? Alle ihre Kriege haben immer den selben Zweck gehabt. Denn wenn euch auch unbekannt ist, was bei entfernten Nationen bei ihnen geschieht, so blickt doch nur auf den benachbarten Teil unseres Vaterlandes, der bereits römische Provinz ist, andere Gesetze und eine andere Verfassung hat und vom Beil des römischen Liktors bedroht in ewiger Knechtschaft seufzt."